Freitag, 9. November 2007
Schicksal
Während ich mich in der Chorprobe mit der Little Jazz Mass von Bob Chilcott und dem Magnifikat von Antonio Vivaldi auseinander gesetzt habe, hat der Holzwurm unsere Hühner im Dunkeln von der Stange gepflückt, geschlachtet und gerupft.
Alle. Vier Hennen und einen Hahn.

Es waren zufriedene Hühner, bis auf jenes, das im letzten Jahr der Marder geholt hat. Sie haben an der frischen Luft gelebt und wurden - auch von den Nachbarn - mit den leckersten Speisen ländlicher Küche und mit Bio-Hafer unseres nachbarlichen Ökobauern verwöhnt.

Sie (die Hennen) haben uns in den drei Jahren ihres erfüllten Lebens viele viele Öko-Eier gelegt.

Der Hahn hat täglich jedem Huhn gezeigt, wo im Hof die leckersten Körner und die saftigsten Löwenzahnblätter liegen (völlig unnötig, die Hennen wußten eh Bescheid) und hat - im allgemeinen - gut aufgepasst, dass keine seiner Frauen zu Schaden kam.
Nur das Ritual des morgendlichen Besteigens erschien uns manchmal etwas gewalttätig, die Hennen sahen arg zerrupft aus.

Doch der Gockel hatte zumindest noch eine wichtige Funktion:
Sehr pünktlich erschallte sein Weckruf, nur minimal gedämpft durch die Türen des Hühnerstalles. Und umgehend kam der - ebenfalls nur schwach gedämpfte - Antwortschrei des Ökohahnes vom Nachbarn.

Morgen bleibt mir die Aufgabe, sie auf ihr zweites Dasein auf unserem Küchenzettel vorzubereiten.

Wahrscheinlich schlafe ich jetzt schlechter länger, wenn alles so totenstill ist.

Aber auf die Hühnersuppe freue ich mich doch. So schmecken nur glückliche Landhühner.

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