Sonntag, 24. Oktober 2010
Heilig's Blechle
Die Mutter hatte in dem kleinen Garten in der Nachbarschaft noch Gemüse und Blumen gezogen.

Die Kinder haben nach ihrem Tod Rasen eingesät und drei Friedhofskoniferen gepflanzt, für die Kinder eine Schaukel aufgebaut und ein kleines Holzhaus konstruiert, in dem in früheren Zeiten eine Plastikküche mit Plastikherd, ein Plastik-Kaufmannsladen und weitere Plastikspielsachen untergebracht waren.
Jetzt steht nur noch der Motorrasenmäher darin, mit dem 25 qm Rasen ordentlich auf halbe Streichholzlänge niedergehalten werden.
Sonst gibt es nichts auf diesem Grundstück gegenüber dem Wohnhaus. Die Schaukel ist längst verschwunden.
In einem kleinen Sandsteintrog kümmerten einige Blümchen, bis der Trog kürzlich verkauft wurde.

Es musste nämlich Platz gemacht werden für einen dritten Stellplatz. Die Tochter des mittelalten Ehepaares benötigt ein eigenes Gefährt für gelegentliche Fahrten. Und der kleine Bruder (16) nimmt schon die ersten Fahrstunden, damit er mit 17 auch fahren darf. Um zu den Arbeitsplätzen zu kommen, benötigt man fahrbare Untersätze, für jeden einen.

Viel Geld verdient die Familie nicht. Der Vater - Schreinergeselle - setzt Plastikschubladen zusammen und die Mutter räumt im Supermarkt die Regale ein, ebenso wie die Tochter. Und nebenher verteilen sie Zeitungen und Prospekte.

Heute wurde 30 cm Boden fleißig mit der Hand ausgeschachtet, damit für die "Betonknochen" ein ordentlicher Unterbau geschaffen werden kann. Und einige Stunden lang ratterte der Presslufthammer, um ein Begrenzungsmäuerchen abzutragen.
Bald ist das Grundstück zur Hälfte versiegelt.

Sechs Spuren Rasengittersteine in dem nicht genutzten Garten hätten es eigentlich auch getan.
Aber vielleicht sieht das nicht ordentlich genug aus?


Allerdings profitiere ich von den Arbeiten, denn der Nachbar hat mir freundlicherweise 15 Schubkarren seiner ausgehobenen Gartenerde in meinen Garten gefahren.
Und ich habe heute das Erdbeerbeet geräumt, 20 cm guten Boden aufgebracht und alle 60 Pflanzen wieder eingesetzt.
Schließlich muss ja irgendwer hier in der Ecke für paradiesische Zustände sorgen.

Gottlob haben wir nur ein Auto und dürfen den Stellplatz der Nachbarn benutzen, die inzwischen gar keines mehr haben.

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