Mittwoch, 27. April 2011
Ich hab 'nen Vogel
Eine Bekannte hat ihn mir gebracht, sie hat ihn mitten auf der Straße aufgelesen.
Zwei Autos waren schon über ihn hinweg gefahren, der Sog hatte ihn auf der Straße hin und her gewirbelt.



Lebenskräftig ist der kleine Kerl! Er ruft mit Ausdauer und verlangt energisch seine Mehlwürmer, die ich ihm alle halbe Stunde mit einer abgerundeten Pinzette in den Schlund stopfe. Und kackt ins Sägemehl.
Er ist noch nicht komplett befiedert und trägt noch reichlich Babyflaum auf dem Kopf.

In ein paar Tagen wird er flügge sein, denke ich. Ob es ein Amselmann oder eine Amselfrau wird? Und wird er oder wird sie wohl in unserer Nähe bleiben?

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Süüüüß!
Aber die Arbeit!

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Traurig
Heute Morgen lag der kleine Kerl tot in seinem Kiste.

Ach, hätte ihn die Bekannte doch bloß in der Nähe der Straße gelassen - die Eltern hätten ihn gefüttert. Sie hätten ihn durch seine lauten Rufe wiedergefunden.
Die reine Mehlwurmkur war nicht das Richtige und konnte das Füttern durch die Vogeleltern nicht ersetzen. Die speicheln die Nahrung ja auch ein und machen sie dadurch besser verdaulich.

Aber auch meine Erfahrung mit dem Entwicklungsstand einer kleinen Amsel ist nicht groß genug, leider. Obwohl ich schon gelegentlich Vögel aufgepäppelt habe - die Eltern können es einfach besser.

Vor vielen Jahren habe ich schon mal eine (viel jüngere) Wachholderdrossel aufgezogen, bis sie flügge war und ich sie am Waldrand fliegen lassen konnte. Die hatte längst gelernt, Regenwürmer aus einer Schüssel mit Erde zu graben.

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jede hilfe kam zu spät...
guten morgen liebe siria, ich denke, dass der kleine vogel an seinen inneren verletzungen verendet ist und auch die eltern hätten ihn nicht mehr retten können...
schade um ihn.

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Danke für den Zuspruch, liebe Feuerlibelle. Aber verletzt war der kleine Vogel sicher nicht, dafür war er viel zu lebhaft. Die Mehlwürmer waren verkehrt: Einem Säugling gibt man auch kein Steak.

Amseln sind Nestflüchter, und dabei ist er zu nahe an die Straße gekommen. Meine Bekannte hätte ihn lieber von der Straße in den nächsten Garten setzen sollen, statt ihn mir zu bringen.
Der Vogel hätte mit kleinen Regenwürmern vielleicht eine Chance gehabt. Aber wenn ihn die Eltern hätten weiter füttern können, wäre er wohl noch am Leben.
Leider ist "Gutes wollen" nicht gleichzeitig "Gutes erreichen"....Auch ich habe wieder etwas gelernt.

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Meine Güte... der Arme... Vor fünf Jahren fand ich auf der abendlichen Hunderunde sechs Stück von denen auf dem blanken Boden, niemand weit und breit. Ich brachte den Hund nach Hause und wartete ewig, ob da Vogeleltern in der Nähe wären. Waren aber nicht. Also habe ich Sie eingesammelt und mitgenommen. Meine Frau hat ihnen Wasser eingeflöst, ich ging auf die Suche nach Regenwürmern. Am nächsten Tag ging es ihnen gut, am übernächsten auch. Es regnete nicht mehr, ich kam immer schlechter an Regenwürmer... Also ging ich ein Zoogeschäft für passendes Futter. Und an dem sind sie einer nach dem anderen gestorben. Als ich sie im Garten begraben habe, da waren dann wieder Regenwürmer...

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ach je.
die regel ist ja so, dass die eltern von nestflüchtern sich nicht zeigen, solange menschen oder andere untiere in der nähe sind. da kommt man leicht auf die idee die jungen seien verlassen.

mir ist das aufziehen einer jungen amsel vor 35 jahren (herrjeh, was bin ich schon alt) einmal gelungen. geht auch mit mehlwürmern. amseln sind aber nassfresser, d.h., man muss entsprechende trockenfutterzubereitungen in spezialtierhandlungen kaufen, da sind getreideflocken und getrocknete käfer und larven drinnen. dazu kommt dann geriebenes obst und gemüse. mehlwürmer können die auch fressen, aber die muss man in dünne scheiben schneiden.

den ganzen matsch dann mit wasser zu einem dicken brei rühren, ein wenig butter und hartgekochtes ei geht auch ab und zu. füttern am besten mit einer tropfpipette mit grosser öffnung. und zwar von sonnenaufgang bis sonnenuntergang ungefähr einmal die stunde, mindestens.

baden in warmem wasser, und dann trockenföhnen: das hat dem amselchen immer am besten gefallen. wenn ich nur ein flügelchen getrocknet habe, hat es brüllend das andere hingehalten, und auch die kehle und der bauch durften nicht vergessen werden. und der bürzel, da drehte es sich gerne herum und wies mir die hinterseite.

war im sommer, und meine tochter war noch klein. und ich war sehr froh als ich das tierchen wieder freilassen konnte. damals wohnte ich in einer untermietwohnung im hochparterre, garten vor dem fenster. das amselchen wurde ein schöner amselmann, und kam mich immer wieder im wohnzimmer besuchen. als ich auszog, kam er zu den nachmietern, die fütterten ihn dann noch ein paar jahre lang mit obst und anderen leckereien. besonders kirschen liebte er.

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@ ilnonno und kelef
Danke für die Schilderung Ihrer Erfahrungen mit der Vogelaufzucht. Ja, es kann gut gehen, aber oft geht es eben auch nicht gut. Ein befreundeter Vogelexperte sagte mir, dass er immer mehr die Natur regeln lässt, indem er für gute Lebensbedingungen von Vögeln sorgt, aber nicht mit aller Gewalt und viel Zeitaufwand versucht, ein einzelnes Tier zu retten, außer es sei nur leicht verletzt. Und eigentlich ist das genau auch meine Intention.
Nun bin ich eher Pflanzenkennerin und habe eigentlich nur Erfahrung mit meinen Kanarienvögeln. Und selbst bei ihnen gelingt mir die Behandlung kranker Tiere nicht immer, was mich dann sehr traurig macht.

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