Mittwoch, 6. April 2011
Der Fachmann
Ein Mensch, ein armer Laie bloß,
Verspürt doch Weltangst, riesengroß.
Die Luft zum Beispiel, wie ihm deucht,
Sei schließlich schon atomverseucht.
Der Fachmann aber hat getestet,
Die Luft sei längst noch nicht verpestet.
Der Laie sagt, er sehe schon,
Auch unsre D-Mark schwimm davon.
Der Fachmann aber rechnet listig,
Dem widerspreche die Statistik.
Der Laie meint, mit Seherblick,
Daß zwecklos das Verkehrs-Geflick.
Der Fachmann aber lächelt milde,
Der Gute sei nicht ganz im Bilde.
Erst dann, wenn längst sich das ereignet,
Was doch der Fachmann streng geleugnet,
Wirft der sich in die Brust und klagt:
Er habe es ja gleich gesagt!


Dies satirische Gedicht stammt von Eugen Roth (*1895 +1976), in dessen Werk man für alles Menschliche/Allzumenschliche eine punktgenaue Beschreibung findet.
Zusammen mit Wilhelm Busch und Robert Gernhardt ist er mir eine sprudelnde Quelle der Menschen(er)kenntnis.

Der Text wurde vor 1964 geschrieben. Und passt noch heute.

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