Mittwoch, 16. April 2008
Funde
Von einer alten Dame habe ich etliche Bücher geerbt.

Darunter ein schlichtes Heft aus dem Jahre 1894, Verlag von J.Hörning, Heidelberg.
Der Titel "Tag und Nacht", Gedichte von Alfred Mombert.

Eigentlich kann es niemand richtig gelesen haben, denn die Seiten waren noch gar nicht aufgeschnitten.
Schwabacher Frakturschrift in der Rechtschreibung vor der ersten Reform 1906 (Thränen vor dem Thore...) mit hübschen Initialien und kleinen Vignetten.

Die Gedichte? Kinder ihrer Zeit...
Manche kann man nicht ohne ein leichtes Lächeln lesen.
Aber etliche haben ihren Reiz, finde ich:


Halb im Traum

Mein Herz weiß nicht den jungen Lenz zu tragen,
der plötzlich über Nacht
in grüner Wunderpracht
sein Zelt sich vor dem Thore aufgeschlagen.

Mißtrauisch ist es heut hinausgegangen
und suchte halb im Traum
an jedem grünen Baum
die gelben Blätter, die vom Herbste hangen.



Oder auch dieses, bei dem mich nur der Reim der letzten beiden Zeilen ein wenig verwundert.


Nächte

Ich bin erschrocken
in deinem Arm erwacht,
du glättest mir lachend die Locken:
" Das war eine stürmische Nacht."

War eine von jenen Nächten
an die man sich rasend klammert,
so oft der Leichenkarren
durch die Gassen rumpelt.

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ach, das passt schon. ist doch ne nette idee, das 'schluss mit lustig' durch einen unlustigen reim anzuzeigen. "rumpelt" klingt allerdings komisch heute.

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Ja, so habe ich das auch empfunden....!

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