Mittwoch, 6. Mai 2009
Alles Fassade


Die letzte originale Haus-Fachwerkwand aus Eiche -
ein wenig hat es mir Leid getan, sie hinter einer Isolierung zu verstecken.



Eine Wand mit Lebensgeschichte: Irgendwann vor Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten ist an einer Ecke des Hauses wohl das Fundament unterspült worden und ein senkrechter Eckbalken abgesackt. Das brachte die waagerechten Schwellen im ersten Stock zum Brechen. In allen Stockwerksdecken führte das zu einem Gefälle von fast 40 cm in der betroffenen Hausecke. Schon die früheren Besitzer mussten dies Gefälle mühsam ausgleichen. Als wir den Dachboden ausbauten, war die Reihe an uns.



Der Efeu hatte die Wand lange Zeit gut isoliert - bis er das Dach erreicht hatte und die ersten Ziegeln abdeckte. Nachdem er entfernt war, blieben sehr hässliche Haftfüßchen an der Fassade.

Das Schwierigste war für den Holzwurm, eine stabile Unterkonstruktion zu schaffen, die alle Unebenheiten der Fassade ausglich.



Hier ist die Isolierung schon fast vollständig aufgebracht.



Und hier die Verbretterung.

Ein Kampf mit Kälte und Regen im März.
Außerdem erneuerte das Gaswerk auch noch zur gleichen Zeit unseren Hausanschluss. Das Gässchen an der Stadtmauer musste dafür aufgerissen werden.
Matsch ohne Ende...



Und so sieht es jetzt aus.

Wie in Schweden, sagt meine Nachbarin, die sich an dem Anblick aus ihrem Küchenfenster über die Stadtmauer hinweg immer freut.
Ist ja auch eine "Schwedenfarbe": Leinöl und Eisenoxid. Sehr preiswert und sehr dauerhaft. Und zieht fabelhaft in sägeraue Bretter ein.

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Hübsch ist es geworden...

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sie haben hiermit eine perfekte dokumentation über das aufwendige fassadenprojekt angelegt. bewundernswert.
hab ich's richtig verstanden, dass die ganze verschallung und isolierung ihr herr holzwurm höchstpersönlich durchgeführt hat? hochachtung!
so ein haus zu erhalten ist sicher eine kostenaufwendige sache, sozusagen eine ewige sparkassa. aber dafür haben sie ein schönes, herzeigbares haus. :-)

[ich fürcht mich jetzt schon vor dem hausbau in meinem garten.]

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Der Holzwurm ist wirklich ein begabter Handwerker. Und vor allem beim Verbauen von Holz weiß er genau, wie dieses lebendige Naturmaterial reagiert und was man bei allen Konstruktionen beachten muss.
Wenn wir jede Arbeit am Haus an ein Handwerksunternehmen hätten übertragen müssen, wären wir arm geworden.

Kennen Sie den Spruch:
Alte Häuser, junge Weiber
sind die besten Zeitvertreiber?

Seit 1975 sind wir ständig dran...

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Gings in erster Linie um die Isolierung? Weil: Man könnte ja auch nach innen isolieren (verliert so allerdings doch ziemlich Wohnraum: Meinen Eltern haben die Denkmalschützer seinerzeit Traumangebote gemacht, wenn sie das Fachwerk freilegen und die Isolierung nach innen verlegen - kam nie zustande). Oder ging es eher darum, das wieder anzuheben (eine schweineteure Angelegenheit: Ein ähnliches Problem hab ich dadurch behoben, indem wir das statisch abgesichert haben und dann eben mittels Decke abhängen ausgeglichen haben)?

Und so eine Fassade: Muss man die nicht immer wieder streichen? Ich hab da so ein Problem mit meinen Holzschiebeläden...

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Es ging um die Isolierung genauso wie um den Anblick.
Das Fachwerk war auch schon in etlichen Teilen gestört, beispielsweise durch frühere Veränderungen der Fenster. Und denkmalswürdig ist unser Haus nicht, es erfuhr in seiner Lebensgeschichte schon so manchen Umbau. Eine statische Gefährdung durch den abgesackten Eckbalken besteht nicht, und der Ausgleich der Decken ist ja im Haus geschehen. (Dadurch ist unser Bad nur noch 1.95 cm hoch, also nur was für Zwerge wie uns.)
Die selbstgemischte Oxid-Farbe ist enorm lichtecht. Eine Vorderseite des Hauses haben wir vor 10 Jahren gestrichen (das Lärchenholz hatte schwarze hässliche Verfärbungen durch die mangelhaft verzinkten Nägel bekommen), und sie sieht noch aus wie neu. Der Anstrich deckt sehr gut, sogar über einer ehemals braunen Holzlasur wirkt er noch rostrot.

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