Mittwoch, 26. Mai 2021
Masche
Auf unserem Anrufbeantworter ein Anruf mit unterdrückter Nummer.
Die Automaten-Frauenstimme:

"Um Ihren Gewinn bei Firma xxx (bekannter Verlag, von dem ich bestimmt kein Blatt lese) zu erhalten, nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Notarbüro xxx auf und halten sie Ihre Registrierungsnummer bereit. Um das Notarbüro xxx zu erreichen, drücken Sie bitte die Taste 1, drücken Sie bitte die Taste 1, drücken sie bitte die Taste 1, drücken Sie bitte die Taste 1, drücken Sie bitte...."

Da habe ich entnervt die Taste x gedrückt, sonst wäre das noch bis zum Ende der Speicherzeit so weitergegangen.

Hätte ich lieber die 1 drücken sollen und dem Automaten damit bestätigen, dass er eine real existierende Nummer erreicht hat, der man eventuell ein lebenslanges Abo der Blödzeitung aufschwatzen oder einen coronabefallenen Enkelsohn, der umgehend Geld braucht, weismachen kann?

Wäre ja vielleicht als Diskussion mal ganz interessant geworden...

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Donnerstag, 13. Mai 2021
Ich hab ´nen Vogel
Der Umweltbeauftragte der Gemeinde kam vorgestern mit einem Pappkarton ans Hoftor. Darin eine gerade flügge gewordene Amsel mit einem gebrochenen Oberschenkel. Abgeliefert auf dem Rathaus von einer mitleidigen Dame.

Ihm sei niemand sonst eingefallen, den er um Hilfe bitten könne, sagte er. Ob ich wohl ein ruhiges Plätzchen für das Tier habe...?

Wie immer kann ich zu Lebewesen nicht nein sagen.

Also bastele ich ein Weichfutter aus hartgekochtem Eigelb, geriebenem Apfel, gedrückter Banane, gequollenen Rosinen und ein wenig Paniermehl und stopfe es mit einem Stäbchen tief in den aufgesperrten Schnabel.
Es scheint ihm zu schmecken. Jede Stunde braucht das Tierchen Nachschub. Und kackt große Klekse.



Das Bein schiene ich mit Hilfe meiner Tochter mittels eines kleinen Kunststoffschlauches. Aber belastbar ist es nicht.
Das Kerlchen ist sehr vital, möchte gerne fliegen. Aber mit Schlagseite geht das nicht.
Ob die Amsel je wieder in die Wildnis entlassen werden kann, ist sehr fraglich, und ich habe gar nicht die Möglichkeit, es ein Amselleben lang hier sicher zu betreuen. Luna und Nemo sind an dem Vögelchen sehr interessiert...



Nach einem längeren Telefongespräch mit einer Wildtierstation habe ich es heute abend dann doch dort in fachkundige Hände gegeben.
Zum einem bekommt es das artgerechte Aufzuchtfutter, nämlich Insekten, extra gezüchtete Heimchen. Wir haben ja nicht mal Fliegen im Haus.
Zum anderen wird ihm eine Prothese gebastelt, damit es stehen kann und dann vielleicht in einer großen Voliere auch fliegen.

Sicher sind seine Lebenschancen jetzt noch viel besser. Aber ein wenig Wehmut macht mir die Trennung schon.

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Montag, 3. Mai 2021
Träume und Realität
Manchmal träumt man sehr intensiv. Und der Traum verschwindet nicht mit dem Aufwachen. Besonders kurz vorm Wachwerden gibt es diese Tagtraumphase, in der man auch an der Handlung mitwirken kann.
So etwas hatte ich gerade in der vergangenen Nacht.

Im Traum wusste ich, dass mir nur noch eine kurze Spanne Leben blieb, weil ich zum Tode verurteilt worden war, durch eine Spritze. Angst hatte ich nicht, ich war überzeugt, dass ich nach der Spritze ohne Schmerzen einfach einschlafen würde. Ich ordnete meine Dinge und hatte das Gefühl, doch schon lange und sehr zufrieden stellend gelebt zu haben, verglichen mit Menschen, die in jungen Jahren ihr Leben verloren.

Beim Aufwachen musste ich an Sophie Scholl denken, die vor genau 100 Jahren geboren wurde. Und an die geschichtsvergessene klägliche junge Frau auf der Querdenkerdemo, die sich mit ihr verglich. Die anschließend nur der Lächerlichkeit preisgegeben wurde und nicht dem Fallbeil.

Gewiss liegt es an meinem Alter und der absoluten Gewissheit, dass niemand unsterblich ist, dass mir ein solcher Traum intensiv im Gedächtnis bleibt. Und an unserem erfolgreichen Bemühungen, unser Leben "aufzuräumen" als Folge dieser Gewissheit. Und dazu an der vielen Literatur über die letzten beiden Weltkriege, über Flucht und Vertreibung, die ich in den letzten Monaten verstärkt gelesen habe.
Auch die Weltnachrichten haben ihren Teil beigetragen. Als politisch denkender Mensch kann man ja eigentlich nur verzweifeln...
Und alles zusammen will ja wohl verarbeitet werden.

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