Donnerstag, 13. Mai 2021
Ich hab ´nen Vogel
Der Umweltbeauftragte der Gemeinde kam vorgestern mit einem Pappkarton ans Hoftor. Darin eine gerade flügge gewordene Amsel mit einem gebrochenen Oberschenkel. Abgeliefert auf dem Rathaus von einer mitleidigen Dame.

Ihm sei niemand sonst eingefallen, den er um Hilfe bitten könne, sagte er. Ob ich wohl ein ruhiges Plätzchen für das Tier habe...?

Wie immer kann ich zu Lebewesen nicht nein sagen.

Also bastele ich ein Weichfutter aus hartgekochtem Eigelb, geriebenem Apfel, gedrückter Banane, gequollenen Rosinen und ein wenig Paniermehl und stopfe es mit einem Stäbchen tief in den aufgesperrten Schnabel.
Es scheint ihm zu schmecken. Jede Stunde braucht das Tierchen Nachschub. Und kackt große Klekse.



Das Bein schiene ich mit Hilfe meiner Tochter mittels eines kleinen Kunststoffschlauches. Aber belastbar ist es nicht.
Das Kerlchen ist sehr vital, möchte gerne fliegen. Aber mit Schlagseite geht das nicht.
Ob die Amsel je wieder in die Wildnis entlassen werden kann, ist sehr fraglich, und ich habe gar nicht die Möglichkeit, es ein Amselleben lang hier sicher zu betreuen. Luna und Nemo sind an dem Vögelchen sehr interessiert...



Nach einem längeren Telefongespräch mit einer Wildtierstation habe ich es heute abend dann doch dort in fachkundige Hände gegeben.
Zum einem bekommt es das artgerechte Aufzuchtfutter, nämlich Insekten, extra gezüchtete Heimchen. Wir haben ja nicht mal Fliegen im Haus.
Zum anderen wird ihm eine Prothese gebastelt, damit es stehen kann und dann vielleicht in einer großen Voliere auch fliegen.

Sicher sind seine Lebenschancen jetzt noch viel besser. Aber ein wenig Wehmut macht mir die Trennung schon.

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Montag, 3. Mai 2021
Träume und Realität
Manchmal träumt man sehr intensiv. Und der Traum verschwindet nicht mit dem Aufwachen. Besonders kurz vorm Wachwerden gibt es diese Tagtraumphase, in der man auch an der Handlung mitwirken kann.
So etwas hatte ich gerade in der vergangenen Nacht.

Im Traum wusste ich, dass mir nur noch eine kurze Spanne Leben blieb, weil ich zum Tode verurteilt worden war, durch eine Spritze. Angst hatte ich nicht, ich war überzeugt, dass ich nach der Spritze ohne Schmerzen einfach einschlafen würde. Ich ordnete meine Dinge und hatte das Gefühl, doch schon lange und sehr zufrieden stellend gelebt zu haben, verglichen mit Menschen, die in jungen Jahren ihr Leben verloren.

Beim Aufwachen musste ich an Sophie Scholl denken, die vor genau 100 Jahren geboren wurde. Und an die geschichtsvergessene klägliche junge Frau auf der Querdenkerdemo, die sich mit ihr verglich. Die anschließend nur der Lächerlichkeit preisgegeben wurde und nicht dem Fallbeil.

Gewiss liegt es an meinem Alter und der absoluten Gewissheit, dass niemand unsterblich ist, dass mir ein solcher Traum intensiv im Gedächtnis bleibt. Und an unserem erfolgreichen Bemühungen, unser Leben "aufzuräumen" als Folge dieser Gewissheit. Und dazu an der vielen Literatur über die letzten beiden Weltkriege, über Flucht und Vertreibung, die ich in den letzten Monaten verstärkt gelesen habe.
Auch die Weltnachrichten haben ihren Teil beigetragen. Als politisch denkender Mensch kann man ja eigentlich nur verzweifeln...
Und alles zusammen will ja wohl verarbeitet werden.

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Donnerstag, 29. April 2021
Heute beim Hausarzt geimpft, hurra!
Nun ging es doch auf einmal richtig schnell! Um 16 Uhr bekam ich den Anruf mit der Frage, ob ich um 17 Uhr zum Impfen bei meinem Hausarzt sein könnte, er habe Biontech-Impfstoff bekommen und ich sei ja altersmäßig längst dran (gestern 76 geworden, Prio.-Gruppe 2).
Na klar! Alles unterschrieben, den Pieks nicht gespürt, jetzt ein wenig müde, aber es ist ja auch schon 22.45 Uhr, und außerdem gabs gestern nicht nur reichlich Kuchen, sondern auch leckeren Prosecco...

Eben wollte ich noch meinen Termin morgen im Impfzentrum online absagen. Dazu fehlt mir aber das Passwort. Bekommen habe ich nach meiner Anfrage vor einigen Tagen zwar ein Schreiben mit einer Vorgangsnummer, aber kein Passwort.
So muss ich es also morgen telefonisch versuchen.

Wenn man so viele bürokratische Hürden aufstellt, wundert es mich nicht, dass viele ihren Termin im Impfzentrum nicht absagen (können). Es liegt nicht unbedingt an AstraZeneca, damit wäre ich ja auch zufrieden gewesen.

Über eines bin ich besonders froh: Meine Zweitimpfung ist bereits Anfang Juni, und nicht wie bei Astra erst Ende Juli.
Dann kann ich doch mit meinem Mann gemeinsam die noch ältere schwäbische Verwandtschaft besuchen.

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