Montag, 19. Oktober 2020
Gefährdetes Denkmal
Wir wohnen direkt an der 600 Jahre alten Stadtmauer unseres Dörfchens. Bis 1809 hatte es die Stadtrechte und wird im kommenden Jahr 975 Jahre alt.
Die Mauer ist nur noch auf etwa 200 Metern erhalten und hat von ihrer ursprünglichen Höhe etliche Meter eingebüßt. Das Gässchen an der Mauer ist "gewachsen", durch Pflasterung an abschüssigen Stellen und durch den Eintrag von Schutt und Erde. 1,5 bis 2 Meter Höhe der Mauer sieht man heute noch.



Die Mauer ist aus dicken Natursteinen und dem hier anstehenden brüchigeren Taunusschiefer errichtet. Früher schon wurde sie mit Feldbrandsteinen ausgebessert.
Vor etwa 40 Jahren gab es aus staatlichen Töpfen Geld für eine Sanierung der Mauerkrone und unsicheren Stellen.

Wir wohnten bereits hier und sahen die werkelnden Arbeiter, die mit Zement oder Beton und flachen Steinen eine Mauerkrone formten, von der das Regenwasser ablaufen konnte. Und viele Fugen zuschmierten, die durch den bröckelnden Taunusschiefer entstanden waren.

Vor einigen Jahren wurde deutlich, dass eine erneute Sanierung notwendig werden würde. Regenwasser und Frost erzeugten Schäden. Immer häufiger rutschten "Füllungen" oder ganze Steine aus der Mauer.
Wir Anlieger schrieben immer wieder die Gemeindespitze an, um darauf hinzuweisen, dass vor 40 Jahren offensichtlich nicht immer geeignete Materialien verwendet worden waren. Und zudem hatte sich an vielen Stellen der Efeu breit gemacht, den damals ein wohlmeinender Nachbar angepflanzt hatte, und den seit Jahren meine Nachbarin und ich immer wieder von der Mauer hebeln. Aus den dicken Wurzeln sprießt immer neuer Nachwuchs.

Ortsbegehungen mit der Verwaltung, mit der Kreisdenkmalspflegerin, mit einem Steinmetzmeister fanden statt.
Zehntausend Euro für Bestandsaufnahmen wurden im Haushalt eingestellt. Und wieder herausgenommen.
Es geht nicht voran. Und die Schäden wachsen im Quadrat.

Nun haben am Wochenende der Geschichtsverein und wir Anlieger in einer Aktion entlang der Mauergasse die armdicken Efeuwurzeln ausgepickelt, damit nichts mehr nachwächst und sich in die Fugen bohrt.



Dramatisch sind die Schäden allerdings auf der Mauerseite, die an das Gelände des früheren Kurtrierischen Amtshofes grenzt. Hier hält nur noch der Beton ein paar Decksteine und eine dünne Lage Mauersteine zusammen. Wenn jetzt nichts geschieht, wird die Mauer an dieser Stelle den Winter nicht überleben.

Und dann wird es richtig teuer...

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