Mittwoch, 21. Mai 2008
Physikalische Macken
Im letzten Jahr hat mich nach dem Kauf eines neuen Kopfkissens -dieser Sorte aus Wunderschaumstoff, der sich anschmiegt, aber auch sofort seine alte Form wiedererlangt - ein Tinnitus heimgesucht: Eine oszillierende Fanfare in Fis und E im rechten Ohr.

Fanfaren im Ohr mag ich nicht.

Also begab ich mich in die Mühle des deutschen Gesundheitswesens und wurde durchgecheckt und auf den Kopf gestellt.
"Vermutlich die Halswirbelsäule" erklärte mir der HNO-Arzt und bot mir ein nettes kleines Hilfsprogramm für die Dauer eines Monates und den Preis von etwa 3000 € an. Das war mir irgendwie zu teuer, und die Entfernung der Posaune mochte mir der Arzt auch keinesfalls garantieren.

"Ziemlich sicher die Halswirbelsäule" fand meine Orthopädin beim Anblick der Röntgenbilder und offerierte mir ein Schnäppchen auf einer Kribbelliege im Werte von 350 € je Zehnerpack.
Das Kribbeln war aber eher unangenehm.

Also verzichtete ich auf das Schnäppchen und begab mich vertrauensvoll in die Hände einer alten Bekannten, die an mir wunderbare Körper- und Fußsohlen-Massagen praktizierte.

Das machte Vergnügen, war aber kein Schnäppchen.

Der Tinnitus flötete glücklich weiter.

Meine Hausärztin malte mir ihre Akkupunktur und Vitamininfusionen in so leuchtenden Farben, dass ich auch hier nach einem Blick in denn schmaler gewordenen Geldbeutel noch mal zugriff.

Es blieb bei Fis und E.

Endlich fiel mir ein Buch der Tinnitus-Liga in die Hände, welches zu einer neuen Einstellung diesem Störgeräusch gegenüber riet: Einfach ignorieren und damit leben.
Das fand ich preiswert und hielt mich dran. Die Fanfare erklärte ich zu meinem Freund und Lebenspartner.
Und wie das bei alten Freunden so ist: Nach einiger Zeit hatte ich mich an ihn gewöhnt und nahm ihn nicht mehr sonderlich oft wahr.

Allerdings scheint mittlerweile die Halswirbelsäule mit der Nichtbeachtung ihrer problematischen Existenz überhaupt nicht mehr zufrieden zu sein. Sie hat sich was neues ausgedacht und lässt jetzt seit ein paar Wochen ständig meine Arme und Hände einschlafen und kribbeln. Zu allen Tageszeiten und bei allen Tätigkeiten. Und wie zum Hohn tutet die Fanfare auch wieder lauter.

Nun habe ich eine neue Überweisung in der Tasche, zu einem Facharzt für Physikalische Medizin.

Man hat mich schon vorgewarnt: Sonderangebote gibt es dort auch wieder nicht. Das Arme aufwecken kostet - Frau Schmidt zahlt nichts.

Aber vielleicht gibt es ja ein Buch der Halswirbelgeschädigten-Selbsthilfeorganisation mit guten Tips?

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Hilfreich


Das Internet ist wirklich nützlich.

Ohne dieses Wundermittel hätte ich wohl kaum herausbekommen, dass es sich bei dem Torso des gefundenen Käfers um Torynorrhina flammea chicheryi aus der Familie der Cetoniidae, der Rosenkäfer, handelt.

Das muss ich mal den Internethassern erzählen, von denen es in meinem Jahrgang immer noch genügend gibt.

Die wissen überhaupt nicht, was ihnen entgeht. Ich glaube: Wenn man nicht mehr neugierig ist, dann ist man alt...

Nachtrag: Aber was fange ich denn nun mit meinem neuen Wissen an? ;-)

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